Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
48 23. Vertrau auf Gott, er hilft in jeder Not!
Der Dreißigjährige Krieg verheerte nun schon seit 20 Jahren
unser armes Vaterland durch Raub, Mord und Brand von einem
Ende zum andern; Städte und Dörfer waren zu Hunderten ver-
wüstet und verlassen von den Bewohnern, die mit dem Vieh in die
Wälder geflohen waren um sich vor den räuberischen Händen der
gottlosen Landsknechte zu retten. Unter solchen Verhältnissen und
bei der Unsicherheit der Straßen in allen Ländern war es kein
Wunder, daß der Handel stockte und vorzüglich der Betrieb ins
Innere von Deutschland gelähmt war. Das fühlte man auch im
Kontor des Herrn Hermann Gruit, da schon seit längerer Zeit viel
seltener und weniger bepackt die Saumrosse und Frachtwagen vor
dem Hause hielten, und drinnen war es oft wochenlang so still wie
in einer Kirche, während es sonst manchen Tag in und vor dem
Hause fast so lebhaft herging wie auf dem großen Markt. Da ge-
schah es eines Morgens, daß Herr Jansen im Kontor lange den
Kopf schüttelte und dann noch länger gedankenvoll von seinen
Briefen weg hinauf an die braun getäfelte Zimmerdecke so anhaltend
schaute, als wollte er die Fliegen oben zählen; dann tunkte er sechs-
mal hintereinander mit seinem Schwanenkiel in das große silberne
Tintenfaß, stampfte die übervolle Feder gewaltig auf den Tisch
und machte dadurch den vor ihm liegenden angefangenen Brief,
von oben bis unten mit Tintenflecken marmoriert, auf einmal
fertig. Herr Hermann, ihm gegenübersitzend, fuhr fast erschrocken
vom Sitz auf und sagte: „Ei, Jansen, haben wir denn heute St. Veits-
tag oder seid Ihr, vielleicht zum ersten Male in Euerem Leben,
so früh schon in den Ratskeller geraten und habt von einem spa-
nischen Fäßlein gekostet?" „Nein, Herr," antwortete Jansen mürrisch,
„aber so gehüs nimmer; bei uns in Deutschland ist's aus mit dem
Gewinn auf gewöhnlichem Wege bei dem verwetterten Kriege.
Was hilft uns unser großes Schiff, das immer an der Küste wie
eine Schnecke sich hinwindet um uns die sündteuren Waren von
den geizigen Mynheernz aus Holland herbeizuholen? Wir müssen
zwanzigfach bezahlen, was wir einfach aus der ersten Hand haben
könnten von ihren Nachbarn, den Engländern, und in Amerika
selbst. Gebt mir auf ein Jahr das Schiff und so viel Geld und
Nürnberger Waren als möglich und laßt mich nach der Neuen Welt
fahren; Ihr wißt, der alte Jansen war schon zweimal dort und
versteht den Kram. Zwar der alte Herr war auch immer ängstlich
und meinte, es lasse sich ja ohne großes Wagnis schon bei uns etwas
gewinnen; aber das ist nun anders geworden, darum muß rnarüs
anders treiben." Dann standen die beiden Herren auf, gingen im
i) Myn Heer (d. h. mein Herr) ist die bei den Holländern übliche Anrede,
— daher hier als spottende Bezeichnung der ganzen Handelsnation.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Hermann_Gruit Jansen Hermann Jansen Jansen Jansen
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Holland Amerika
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134
77. Alfred Krupp.
konnte, um noch einmal Zahlen reden zu lassen, diese Konsum-
Anstalt nicht weniger als 795 000 Brote verkaufen und die mit
ihr verbundene Kaffeebrennerei röstete täglich 600 kg Kaffee.
Die Fabrik schien, so sagt ein berufener Schilderer des Lebens
unseres Helden, damals bereits gleich unserem geliebten deutschen
Kaiserreich selbst mit Macht dem Höhepunkt ihres Ansehens zuzu-
streben. Von keinem Mitbewerber in oder außer Deutschland hatte
die Güte der Kruppschen Gußstahlerzeugnisse erreicht, geschweige
denn übertroffen werden können. Auf dem Gebiete des Friedens-
gewerbes, in seinen Schienenlieferungen, seinen Radreifen, seinen
gewaltigen Schiffsschrauben, stand Krupp ebenso einzig da wie
in seinen artilleristischen Leistungen, um deren Erlangung sich fast
die gesamte Welt bemühte. Welcher Militärstaat bedurfte — wenn
man von Frankreich oder England absieht — denn nicht der
Kruppschen Geschütze, von denen allmählich gegen 30 000 Stück,
zum Teil von den riesigsten Abmessungen, das Essener Werk ver-
ließen.
Gewiß war Alfred Krupp stolz auf das durch eigene Tatkraft,
mit echt deutscher Beharrlichkeit Errungene. Aber immer ließ er
auch die weniger erfreulichen Bilder aus der Zeit der Entstehung
seiner Werke, aus der Zeit des Ringens wieder vor seinem gei-
stigen Auge vorüberziehen. Ein leuchtendes Beispiel dafür, wie
er diese Erinnerungen hegte und pflegte, bietet die rührende Sorg-
falt, die er gerade im Anfang der 70 er Jahre auf die Erhaltung
des unscheinbaren Elternhüuschens verwandte, das jetzt inmitten
der ungeheuren Fabrikablagen wie eine Reliquie aus längst ver-
gangenen Zeiten steht. Für ewige Zeiten, so bestimmte er, solle
dies denkwürdige Haus in seinem schlichten, alten Zustande erhalten
bleiben, seine Geschichte „mag dem Zaghaften Mut geben und
ihm Beharrlichkeit einflößen, sie möge jeden warnen das Ge-
ringste zu verachten, jeden vor Hochmut bewahren." Und als er
im Jahre 1876 in bescheidener Zurückgezogenheit den Festtag seiner
50 jährigen Geschüftsübernahme beging, da kündete ein An-
schlag an diesem Häuschen seinen Arbeitern folgende goldenen
Worte:
„Vor fünfzig Jahren war diese ursprüngliche Arbeiterwohnung
die Zuflucht meiner Eltern. Möchte jedem unserer Arbeiter der
Kummer fernbleiben, den die Gründung dieser Fabrik über uns
verhängte. 25 Jahre lang blieb der Erfolg zweifelhaft, der seitdem
allmählich die Entbehrungen, Anstrengungen, Zuversicht und Be-
harrlichkeit der Vergangenheit endlich so wunderbar belohnt hat.
Möge dies Beispiel andere in Bedrängnis ermutigen, möge es
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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48. Vom Lesen und von den Büchern.
Der schwedische Dichter Strindberg sagt einmal: „Das Lesen
ist eine besondere Art von Faulheit." Damit hat er zweifellos
das Lesen sehr vieler Menschen richtig gekennzeichnet. Viele tooiieti
weiter nichts als mit einem Buch die Zeit totschlagen; für diese
haben Bücher wenig Zweck. Wer aber zu vergleichen weiß, was
er erlebt und was er liest, und wer aufs Leben anzuwenden ver-
steht, was ihm Bücher sagen, dem helfen sie wie gar nichts andres
das Leben zu begreifen und das Leben zu m e i st e r u und
er kann die schönsten Freuden aus ihnen gewinnen, die es gibt,
wenn die Bücher haben uns all die Jahrhunderte her das Beste
aufgehoben, was die klügsten und edelsten Menschen gefühlt und
gedacht, entdeckt und ersonnen haben.
Manche Bücher lesen wir um daraus zu lernen: Bücher
aus der Heimat und Fremde, von Pflanzen, Tieren und Menschen;
wie sie sind und was sie treiben — Bücher von den Menschen, wie
sie früher waren und wie sie jetzt sind; was die Völker erlebt haben
in ihrer Geschichte, Bücher vom Kriege und vom Leben der Men-
schen im Frieden, Bücher, in denen ein edler Mensch von seinem
Leben erzählt oder in denen sein Leben von einem andern be-
schrieben wird, Bücher von Reisen und Abenteuern, von alten
und neuen Zeiten.
Dann sind Bücher, an denen man sich erfreuen soll, die
Lieder und Erzählungen der Dichter und Dichterinnen. Sie sind
deshalb nicht etwa „unnütz". Wenn dir ein Butterbrot gut schmeckt,
freut's dich auch, aber zugleich nährt's dich. Gerade so ist's bei
6*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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312
146. Begriff und Geschichte des Bankwesens.
Über das Bankwesen im Altertum sind nur spärliche Nach-
richten vorhanden. Bei den Völkern mit stark entwickelten Handels-
beziehungen (Phöniziern, Karthagern, Ägyptern) werden bank-
ähnliche Einrichtungen nur vermutet; einigermaßen sichere Ur-
kunden aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. hat man über das
babylonische Bankwesen entdeckt. Dort soll das Bankhaus der
Jgibi schon Darlehensgeschäfte gemacht haben, die denen unserer
modernen Banken entsprechen.
Im alten Griechenland spielten namentlich die Tra-
pe z i t e n eine große Nolle. Ihr Entstehen wird auf das vierte
Jahrhundert v. Chr. zurückgeführt. Im Gegensatz zu den Geld-
wechslern nahmen sie nur Depositengelder an und dienten außerdenr
als Hinterlegungsstelle sowie zur Überweisung von Zahlungen.
Auch die griechischen Tempel machten Bankgeschäfte. Sie nahmen
Depositengelder an und verliehen diese auch wieder, wie man an-
nimmt, gegen mäßige Zinsen.
Eine ganz ähnliche Entwicklung wie in Griechenland nahm das
Bankwesen im alten R o m. Die Geschäfte der Trapeziten besorgten
hier die argentarii, deren Existenz bis ins dritte Jahrhundert
v. Eh. festgestellt worden ist. Die sich hauptsächlich mit dem Münz-
wechsel befassenden Bankiers wurden nummularii genannt. Auch
Darlehens- und Bürgschaftsgeschäfte wurden von den Bankiers
gemacht.
Hatte somit das Bankweseir im Altertum schon eine der da-
maligen Entwicklung des Wirtschaftslebens entsprechend hohe
Stufe erreicht, so zeigt sich nach der Völkerwanderung wieder ein
erheblicher Rückgang. Das Geldwechseln bildete die einzige Tätig-
keit der Bankiers und es verging die Zeit bis zu den Kreuzzügen,
ehe sie dazu kamen Geld von Kunden aufzubewahren und Kredit
zu geben. Drlrch die Entwicklung des Handwerks, großenteils infolge
der Verbesserung der Werkzeuge, stieg der Gewinn und es wurde
möglich Ersparnisse zu machen. Auch der Handel gewann an Aus-
dehnung und der im Handel erzielte Gewinn wurde zum Ankauf
neuer Waren benutzt, deren Verkauf wieder neuen Gewinn abwarf.
Erst mit dieser Kapitalbildung trat das Bedürfnis hervor das er-
sparte oder augenblicklich im Betriebe nicht zu verwertende Geld
aufzubewahren.
Das Bedürfnis nach Kredit wurde zunächst durch die Juden be-
friedigt. Als aber in Italien der Handel eine gewaltige Entwicklung
nahm, begannen allmählich auch die Geldwechsler sich damit zu
befassen. In Genua betrieben die ,,6aneü6rii" schon im zwölften
Jahrhundert das Darlehensgeschäft für den Überseehandel. Das
geschah in der Form, daß sie sich an den überseeischen Geschäften der
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
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152. Einfluß der Kreuzzüge auf den Handel.
325
der gesetzlichen Buße und des Königsbanns eingeschärft, daß Zölle
nur „nach der alten Gepflogenheit" und an den alten Zollstätten
eingehoben, daß nicht neue Abgaben oder schon verbotene Zölle
gefordert, nicht neue Zollstätten errichtet werden durften, und daß
jene, die nicht von alters her bestanden, zu beseitigen seien. Jeder
Kaufmann ist gehalten seine Waren auf dem Markt zu verkaufen,
nur hier darf Handel getrieben werden. Damit war auch der Markt-
zwang gegeben.
Aus Deutsche Geschichte unter den Karolingern von E. Mühlbacher.
152. Einfluß der Kreuzzüge auf den Handel.
Die Erschließung des Orients durch die Kreuzzüge bildet einen
Markstein in der Entwicklung des Handels. Indem die Scharen des
Abendlandes sich in die arabische Welt eindrängten und in ihr fest-
setzten, war die unmittelbare Verbindung an vielen Stellen ge-
wonnen und das griechische Reich, der bisherige Vermittler mit dem
Osten, wurde zurückgedrängt, ja eine Zeitlang als selbständige
Macht so gut wie aufgehoben; aber auch nach feiner Wiederherstellung
erlangte es die alte Kraft nicht zurück. Der Löwenanteil am all-
gemeinen mittelländischen Handel aber fiel den italienischen See-
städten zu, neben Genua und Venedig anfangs auch noch Pisa, das
dann aber seit der Niederlage von Maloria (1289) zurücktrat. Um
so größer war der Gewinn der beiden anderen Handelsrepubliken.
Die Abendländer übernahmen infolge der Kreuzzüge einen großen
Teil der orientalischen Bedürfnisse und der Luxus, den die arabische
Welt ausgebildet hatte, ging auf ihre westlichen Feinde über. So
treffen wir jetzt unter den nach dem Abendland importierten Handels-
artikeln den ostasiatischen Rhabarber, den tibetanischen Moschus,
den indischen Pfeffer, Zimmt, Muskat, Aloe, Kampfer, Elfenbein,
arabische und lydische Datteln und arabischen Weihrauch, dazu
Südfrüchte, Öle, Baumwolle und Zucker, Seide, Glas, Farbstoffe
und vieles andere. In den neuentstandenen Kreuzfahrerstaaten
aber errichteten nun die Venezianer wie Genuesen allerorten — in
Antiochien, Haifa, Sidon, nicht minder in Jerusalem — ihre Handels-
faktoreien, für die sie mannigfache Privilegien, besonders eigne
Gerichtsbarkeit erstrebten und erlangten. Auch eigne Kirchen er-
standen, die venezianischen meist dem Schutzpatron der Stadt,
dem Evangelisten Markus gewidmet.
Die reichste und wichtigste der syrischen Kolonien der Markus-
stadt erstand in Tyrus, wo sie ein volles Stadtdrittel mit ausgedehnten
Fabriken und mehreren großen Kirchen inne hatte. Diese Stadt
sowie Akkon wurden schon früh Hauptplätze eines großen Tausch-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
f
48 23. Vertrau auf Gott, er hilft in jeder Not!
Der Dreißigjährige Krieg verheerte nun schon seit 20 Jahren
unser armes Vaterland durch Raub, Mord und Brand von einem
Ende zum andern; Städte und Dörfer waren zu Hunderten ver-
wüstet und verlassen von den Bewohnern, die mit dem Vieh in die
Wälder geflohen waren um sich vor den räuberischen Händen der
gottlosen Landsknechte zu retten. Unter solchen Verhältnissen und
bei der Unsicherheit der Straßen in allen Ländern war es kein
Wunder, daß der Handel stockte und vorzüglich der Betrieb ins
Innere von Deutschland gelähmt war. Das fühlte man auch im
Kontor des Herrn Hermann Gruit, da schon seit längerer Zeit viel
seltener und weniger bepackt die Saumrosse und Frachtwagen vor-
dem Hause hielten, und drinnen war es oft wochenlang so still wie
irr einer Kirche, während es sonst manchen Tag in urrd vor dem
Hause fast so lebhaft herging wie auf dem großen Markt. Da ge-
schah es eines Morgens, daß Herr Jansen im Kontor lange den
Kopf schüttelte und dann noch länger gedankenvoll von seinen
Briefen weg hinauf an die braun getäfelte Zimmerdecke so anhaltend
schaute, als wollte er die Fliegen oben zählen; dann tunkte er sechs-
nral hintereinander mit seinem Schwanenkiel in das große silberne
Tintenfaß, stampfte die übervolle Feder gewaltig ans den Tisch
und machte dadurch den vor ihm liegenden angefangenen Brief,
von oben bis unten mit Tintenflecken marmoriert, auf einmal
fertig. Herr Hermann, ihm gegenübersitzend, fuhr fast erschrocken
vom Sitz auf und sagte: „Ei, Jansen, haben wir denn heute St. Veits-
tag oder seid Ihr, vielleicht zum ersten Male in Euerem Leben,
so früh schon in den Ratskeller geraten und habt von einem spa-
nischen Fäßlein gekostet?" „Nein, Herr," antwortete Jansen mürrisch,
„aber so gehbs nimmer; bei uns in Deutschland isüs aus mit den:
Gewinn auf gewöhnlichem Wege bei dem verwetterten Kriege.
Was hilft uns unser großes Schiff, das immer an der Küste wie
eine Schnecke sich hinwindet um uns die sündteuren Waren von
den geizigen Mynheernz aus Holland herbeizuholen? Wir müssen
zwanzigfach bezahlen, was wir einfach aus der ersten Hand haben
könnten von ihren Nachbarn, den Engländer::, und in Amerika
selbst. Gebt :nir auf ein Jahr das Schiff und so viel Geld und
Nürnberger Waren als möglich und laßt mich nach der Neuen Welt
fahren; Ihr wißt, der alte Jansen war schor: zweimal dort und
versteht den Kram. Zwar der alte Herr war auch immer ängstlich
und meinte, es lasse sich ja ohne großes Wagnis schon bei uns etwas
gewinnen; aber das ist nun anders geworden, darum muß marüs
anders treiben." Dann standen die beiden Herren auf, gingen im
*) Myn Heer (d. h. mein Herr) ist die bei den Holländern übliche Anrede
— daher hier als spottende Bezeichnung der ganzen Handelsnation.
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Gruit Jansen Hermann Jansen Jansen Jansen
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Holland Amerika
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110. Worte Kaiser Wilhelms Ii. über Deutschlands Weltstelluttg u. Seemacht. 239
der Freude zu: „Heil ihnen — Heil ihm, Wilhelm dem Siegreichen,
dem Schirmherrn des geeinigten Deutschlands!"
F. Otto.
116. Worte Kaiser Wilhelms U. über Deutschlands Well-
stellunq und Seemacht.
Nach dem Stapellauf des Linien-
schiffes „Kaiser Karl der Große" in Hain-
burg hielt Kaiser Wilhelm bei dem ihm
von der freien Stadt Hamburg im pracht-
vollen Kaisersaale des Rathauses ge-
gebenen Festmahl folgenden Trinkspruch:
Es gereicht mir zur besonderen Freude an dem heutigen histo-
rischen Gedenktage wieder in Ihrer Mitte weilen zu können. Ich
fühle nüch gleichsam erfrischt und neu gestärkt, so oft ich von den
Wogen des frisch sprudelnden Lebens einer Hansastadt umspult
werde.
Es ist ein feierlicher Akt, dem wir soeben beigewohnt habet:,
als wir ein neues Stück schwimmender Wehrkraft des Vaterlandes
seinem Element übergeben konnten. Ein jeder, der ihn mitgemacht
hat, wird wohl von dem Gedanken durchdrungen gewesen sein,
daß das stolze Schiff bald seinem Berufe übergeben werden könne;
wir bedürfen seiner dringend und bitter not i ft uns e i it e
starke deutsche Flotte.
Sein Name erinnert uns an die erste glanzvolle Zeit des alten
Reiches und seines mächtigen Schirmherrn. Und auch iu jene
Zeit fällt der allererste Anfang Hamburgs, wenn auch nur als Aus-
gangspunkt für die Mifsionstütigkeit im Dienste des gewaltigen
Kaisers. Jetzt ist unser Vaterland durch Kaiser Wilhelm den Großett
neu geeint und im Begriff sich nach außen hin herrlich zu entfalten.
Und gerade hier inmitten dieses mächtigen Handelsemporiums
empfindet man die Fülle und Spannkraft, die das deutsche Volk
durch feine Entschlossenheit seinen Unternehmungen zu verleihen
imstande ist. Aber auch hier weiß man es am höchsten zu schätzen,
wie notwendig ein kräftiger Schutz und die unentbehrliche Stärkung
unsrer Seestreitkräfte für unsre auswärtigen Interessen sind . . .
Blicken wir um uns her! Wie hat seit einigen Jahren die Welt
ihr Antlitz verändert! Alte Weltreiche vergehen und neue sind
im Erstehen begriffen. Nationen sind plötzlich im Gesichtskreis
erschienen und treten in ihren Wettbewerb mit ein, von denen kurz
zuvor der Laie noch wenig bemerkt hatte. Ereignisse, die umwälzend
wirken auf dem Gebiete internationaler Beziehungen sowohl wie auf
dem Gebiete des national-ökonomischen Lebens der Völker und die
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Wilhelm Otto Wilhelms Wilhelms Karl_der_Große" Karl Wilhelm Wilhelm
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
48. Vom Lesen und von den Büchern.
Der schwedische Dichter Strindberg sagt einmal: „Das Lesen
ist eine besondere Art von Faulheit." Damit hat er zweifellos
das Lesen sehr vieler Menschen richtig gekennzeichnet. Viele wollen
weiter nichts als mit einem Buch die Zeit totschlagen; für diese
haben Bücher wenig Zweck. Wer aber zu vergleichen weiß, was
er erlebt und was er liest, und wer aufs Leben anzuwenden ver-
steht, was ihm Bücher sagen, dem helfen sie wie gar nichts andres
das Leben zu begreifen und das Leben zu meistern und
er kann die schönsten Freuden aus ihnen gewinnen, die es gibt.
Denn die Bücher haben uns all die Jahrhunderte her das Beste
aufgehoben, was die klügsten und edelsten Menschen gefühlt und
gedacht, entdeckt und ersonnen haben.
Manche Bücher lesen wir um daraus zu lernen: Bücher
aus der Heimat und Fremde, von Pflanzen, Tieren und Menschen;
wie sie sind und was sie treiben — Bücher von den Menschen, wie
sie früher waren und wie sie jetzt sind; was die Völker erlebt habeil
in ihrer Geschichte, Bücher vom Kriege und vom Leben der Men-
schen im Frieden, Bücher, in denen ein edler Mensch von seinem
Leben erzählt oder in denen sein Leben von einem andern be-
schrieben wird, Bücher von Reisen und Abenteuern, von alten
und neuen Zeiten.
Dann sind Bücher, an denen man sich erfreuen soll, die
Lieder und Erzählungen der Dichter und Dichterinnen. Sie sind
deshalb nicht etwa „unnütz". Wenn dir ein Butterbrot gut schmeckt,
freut's dich auch, aber zugleich näbrls dich. Gerade so ist's bei
6*
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Kaufmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
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146. Begriff und Geschichte des Bankwesens.
Uber das Bankwesen im Altertum sind nur spärliche Nach-
richten vorhanden. Bei den Völkern mit stark entwickelten Handels-
beziehungen (Phöniziern, Karthagern, Ägyptern) werden bank-
ähnliche Einrichtungen nur vermutet; einigermaßen sichere Ur-
kunden aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. hat man über das
babylonische Bankwesen entdeckt. Dort soll das Bankhaus der
Jgibi schon Darlehensgeschäfte gemacht haben, die denen unserer
modernen Banken entsprechen.
Im alten Griechenland spielten namentlich die Dra-
pe z i t e n eine große Rolle. Ihr Entstehen wird auf das vierte
Jahrhundert v. Chr. zurückgeführt. Im Gegensatz zu den Geld-
wechslern nahmen sie nur Depositengelder an und dienten außerdem
als Hinterlegungsstelle sowie zur Überweisung von Zahlungen.
Auch die griechischen Tempel machten Bankgeschäfte. Sie nahmen
Depositengelder an und verliehen diese auch wieder, wie man an-
nimmt, gegen müßige Zinsen.
Eine ganz ähnliche Entwicklung wie in Griechenland nahm das
Bankwesen im alten Rom. Die Geschäfte der Trapeziten besorgten
hier die argentarii, deren Existenz bis ins dritte Jahrhundert
v. Eh. festgestellt worden ist. Die sich hauptsächlich mit dem Münz-
wechsel befassenden Bankiers wurden nummutani genannt. Auch
Darlehens- und Bürgschaftsgeschüfte wurden von den Bankiers
gemacht.
Hatte somit das Bankwesen im Altertum schon eine der da-
maligen Entwicklung des Wirtschaftslebens entsprechend hohe
Stufe erreicht, so zeigt sich nach der Völkerwanderung wieder ein
erheblicher Rückgang. Das Geldwechseln bildete die einzige Tätig-
keit der Bankiers und es verging die Zeit bis zu den Kreuzzügen,
ehe sie dazu kamen Geld von Kunden aufzubewahren und Kredit
zu geben. Durch die Entwicklung des Handwerks, großenteils infolge
der Verbesserung der Werkzeuge, stieg der Gewinn und es wurde
möglich Ersparnisse zu machen. Auch der Handel gewann an Aus-
dehnung und der im Handel erzielte Gewinn wurde zum Ankauf
neuer Waren benutzt, deren Verkauf wieder neuen Gewinn abwarf.
Erst mit dieser Kapitalbildung trat das Bedürfnis hervor das er-
sparte oder augenblicklich im Betriebe nicht zu verwertende Geld
aufzubewahren.
Das Bedürfnis nach Kredit wurde zunächst durch die Juden be-
friedigt. Als aber in Italien der Handel eine gewaltige Entwicklung
nahm, begannen allmählich auch die Geldwechsler sich damit zu
befassen. In Genua betrieben die „Bancherii“ schon im zwölften
Jahrhundert das Darlehensgeschäft für den Überseehandel. Das
geschah in der Form, daß sie sich an den überseeischen Geschäften der
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Extrahierte Ortsnamen: Altertum Griechenland Griechenland Rom Altertum Italien Genua