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1. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 48

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
48 23. Vertrau auf Gott, er hilft in jeder Not! Der Dreißigjährige Krieg verheerte nun schon seit 20 Jahren unser armes Vaterland durch Raub, Mord und Brand von einem Ende zum andern; Städte und Dörfer waren zu Hunderten ver- wüstet und verlassen von den Bewohnern, die mit dem Vieh in die Wälder geflohen waren um sich vor den räuberischen Händen der gottlosen Landsknechte zu retten. Unter solchen Verhältnissen und bei der Unsicherheit der Straßen in allen Ländern war es kein Wunder, daß der Handel stockte und vorzüglich der Betrieb ins Innere von Deutschland gelähmt war. Das fühlte man auch im Kontor des Herrn Hermann Gruit, da schon seit längerer Zeit viel seltener und weniger bepackt die Saumrosse und Frachtwagen vor dem Hause hielten, und drinnen war es oft wochenlang so still wie in einer Kirche, während es sonst manchen Tag in und vor dem Hause fast so lebhaft herging wie auf dem großen Markt. Da ge- schah es eines Morgens, daß Herr Jansen im Kontor lange den Kopf schüttelte und dann noch länger gedankenvoll von seinen Briefen weg hinauf an die braun getäfelte Zimmerdecke so anhaltend schaute, als wollte er die Fliegen oben zählen; dann tunkte er sechs- mal hintereinander mit seinem Schwanenkiel in das große silberne Tintenfaß, stampfte die übervolle Feder gewaltig auf den Tisch und machte dadurch den vor ihm liegenden angefangenen Brief, von oben bis unten mit Tintenflecken marmoriert, auf einmal fertig. Herr Hermann, ihm gegenübersitzend, fuhr fast erschrocken vom Sitz auf und sagte: „Ei, Jansen, haben wir denn heute St. Veits- tag oder seid Ihr, vielleicht zum ersten Male in Euerem Leben, so früh schon in den Ratskeller geraten und habt von einem spa- nischen Fäßlein gekostet?" „Nein, Herr," antwortete Jansen mürrisch, „aber so gehüs nimmer; bei uns in Deutschland ist's aus mit dem Gewinn auf gewöhnlichem Wege bei dem verwetterten Kriege. Was hilft uns unser großes Schiff, das immer an der Küste wie eine Schnecke sich hinwindet um uns die sündteuren Waren von den geizigen Mynheernz aus Holland herbeizuholen? Wir müssen zwanzigfach bezahlen, was wir einfach aus der ersten Hand haben könnten von ihren Nachbarn, den Engländern, und in Amerika selbst. Gebt mir auf ein Jahr das Schiff und so viel Geld und Nürnberger Waren als möglich und laßt mich nach der Neuen Welt fahren; Ihr wißt, der alte Jansen war schon zweimal dort und versteht den Kram. Zwar der alte Herr war auch immer ängstlich und meinte, es lasse sich ja ohne großes Wagnis schon bei uns etwas gewinnen; aber das ist nun anders geworden, darum muß rnarüs anders treiben." Dann standen die beiden Herren auf, gingen im i) Myn Heer (d. h. mein Herr) ist die bei den Holländern übliche Anrede, — daher hier als spottende Bezeichnung der ganzen Handelsnation.

2. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 134

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
134 77. Alfred Krupp. konnte, um noch einmal Zahlen reden zu lassen, diese Konsum- Anstalt nicht weniger als 795 000 Brote verkaufen und die mit ihr verbundene Kaffeebrennerei röstete täglich 600 kg Kaffee. Die Fabrik schien, so sagt ein berufener Schilderer des Lebens unseres Helden, damals bereits gleich unserem geliebten deutschen Kaiserreich selbst mit Macht dem Höhepunkt ihres Ansehens zuzu- streben. Von keinem Mitbewerber in oder außer Deutschland hatte die Güte der Kruppschen Gußstahlerzeugnisse erreicht, geschweige denn übertroffen werden können. Auf dem Gebiete des Friedens- gewerbes, in seinen Schienenlieferungen, seinen Radreifen, seinen gewaltigen Schiffsschrauben, stand Krupp ebenso einzig da wie in seinen artilleristischen Leistungen, um deren Erlangung sich fast die gesamte Welt bemühte. Welcher Militärstaat bedurfte — wenn man von Frankreich oder England absieht — denn nicht der Kruppschen Geschütze, von denen allmählich gegen 30 000 Stück, zum Teil von den riesigsten Abmessungen, das Essener Werk ver- ließen. Gewiß war Alfred Krupp stolz auf das durch eigene Tatkraft, mit echt deutscher Beharrlichkeit Errungene. Aber immer ließ er auch die weniger erfreulichen Bilder aus der Zeit der Entstehung seiner Werke, aus der Zeit des Ringens wieder vor seinem gei- stigen Auge vorüberziehen. Ein leuchtendes Beispiel dafür, wie er diese Erinnerungen hegte und pflegte, bietet die rührende Sorg- falt, die er gerade im Anfang der 70 er Jahre auf die Erhaltung des unscheinbaren Elternhüuschens verwandte, das jetzt inmitten der ungeheuren Fabrikablagen wie eine Reliquie aus längst ver- gangenen Zeiten steht. Für ewige Zeiten, so bestimmte er, solle dies denkwürdige Haus in seinem schlichten, alten Zustande erhalten bleiben, seine Geschichte „mag dem Zaghaften Mut geben und ihm Beharrlichkeit einflößen, sie möge jeden warnen das Ge- ringste zu verachten, jeden vor Hochmut bewahren." Und als er im Jahre 1876 in bescheidener Zurückgezogenheit den Festtag seiner 50 jährigen Geschüftsübernahme beging, da kündete ein An- schlag an diesem Häuschen seinen Arbeitern folgende goldenen Worte: „Vor fünfzig Jahren war diese ursprüngliche Arbeiterwohnung die Zuflucht meiner Eltern. Möchte jedem unserer Arbeiter der Kummer fernbleiben, den die Gründung dieser Fabrik über uns verhängte. 25 Jahre lang blieb der Erfolg zweifelhaft, der seitdem allmählich die Entbehrungen, Anstrengungen, Zuversicht und Be- harrlichkeit der Vergangenheit endlich so wunderbar belohnt hat. Möge dies Beispiel andere in Bedrängnis ermutigen, möge es

3. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 83

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
48. Vom Lesen und von den Büchern. Der schwedische Dichter Strindberg sagt einmal: „Das Lesen ist eine besondere Art von Faulheit." Damit hat er zweifellos das Lesen sehr vieler Menschen richtig gekennzeichnet. Viele tooiieti weiter nichts als mit einem Buch die Zeit totschlagen; für diese haben Bücher wenig Zweck. Wer aber zu vergleichen weiß, was er erlebt und was er liest, und wer aufs Leben anzuwenden ver- steht, was ihm Bücher sagen, dem helfen sie wie gar nichts andres das Leben zu begreifen und das Leben zu m e i st e r u und er kann die schönsten Freuden aus ihnen gewinnen, die es gibt, wenn die Bücher haben uns all die Jahrhunderte her das Beste aufgehoben, was die klügsten und edelsten Menschen gefühlt und gedacht, entdeckt und ersonnen haben. Manche Bücher lesen wir um daraus zu lernen: Bücher aus der Heimat und Fremde, von Pflanzen, Tieren und Menschen; wie sie sind und was sie treiben — Bücher von den Menschen, wie sie früher waren und wie sie jetzt sind; was die Völker erlebt haben in ihrer Geschichte, Bücher vom Kriege und vom Leben der Men- schen im Frieden, Bücher, in denen ein edler Mensch von seinem Leben erzählt oder in denen sein Leben von einem andern be- schrieben wird, Bücher von Reisen und Abenteuern, von alten und neuen Zeiten. Dann sind Bücher, an denen man sich erfreuen soll, die Lieder und Erzählungen der Dichter und Dichterinnen. Sie sind deshalb nicht etwa „unnütz". Wenn dir ein Butterbrot gut schmeckt, freut's dich auch, aber zugleich nährt's dich. Gerade so ist's bei 6*

4. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 312

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
312 146. Begriff und Geschichte des Bankwesens. Über das Bankwesen im Altertum sind nur spärliche Nach- richten vorhanden. Bei den Völkern mit stark entwickelten Handels- beziehungen (Phöniziern, Karthagern, Ägyptern) werden bank- ähnliche Einrichtungen nur vermutet; einigermaßen sichere Ur- kunden aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. hat man über das babylonische Bankwesen entdeckt. Dort soll das Bankhaus der Jgibi schon Darlehensgeschäfte gemacht haben, die denen unserer modernen Banken entsprechen. Im alten Griechenland spielten namentlich die Tra- pe z i t e n eine große Nolle. Ihr Entstehen wird auf das vierte Jahrhundert v. Chr. zurückgeführt. Im Gegensatz zu den Geld- wechslern nahmen sie nur Depositengelder an und dienten außerdenr als Hinterlegungsstelle sowie zur Überweisung von Zahlungen. Auch die griechischen Tempel machten Bankgeschäfte. Sie nahmen Depositengelder an und verliehen diese auch wieder, wie man an- nimmt, gegen mäßige Zinsen. Eine ganz ähnliche Entwicklung wie in Griechenland nahm das Bankwesen im alten R o m. Die Geschäfte der Trapeziten besorgten hier die argentarii, deren Existenz bis ins dritte Jahrhundert v. Eh. festgestellt worden ist. Die sich hauptsächlich mit dem Münz- wechsel befassenden Bankiers wurden nummularii genannt. Auch Darlehens- und Bürgschaftsgeschäfte wurden von den Bankiers gemacht. Hatte somit das Bankweseir im Altertum schon eine der da- maligen Entwicklung des Wirtschaftslebens entsprechend hohe Stufe erreicht, so zeigt sich nach der Völkerwanderung wieder ein erheblicher Rückgang. Das Geldwechseln bildete die einzige Tätig- keit der Bankiers und es verging die Zeit bis zu den Kreuzzügen, ehe sie dazu kamen Geld von Kunden aufzubewahren und Kredit zu geben. Drlrch die Entwicklung des Handwerks, großenteils infolge der Verbesserung der Werkzeuge, stieg der Gewinn und es wurde möglich Ersparnisse zu machen. Auch der Handel gewann an Aus- dehnung und der im Handel erzielte Gewinn wurde zum Ankauf neuer Waren benutzt, deren Verkauf wieder neuen Gewinn abwarf. Erst mit dieser Kapitalbildung trat das Bedürfnis hervor das er- sparte oder augenblicklich im Betriebe nicht zu verwertende Geld aufzubewahren. Das Bedürfnis nach Kredit wurde zunächst durch die Juden be- friedigt. Als aber in Italien der Handel eine gewaltige Entwicklung nahm, begannen allmählich auch die Geldwechsler sich damit zu befassen. In Genua betrieben die ,,6aneü6rii" schon im zwölften Jahrhundert das Darlehensgeschäft für den Überseehandel. Das geschah in der Form, daß sie sich an den überseeischen Geschäften der

5. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 325

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
152. Einfluß der Kreuzzüge auf den Handel. 325 der gesetzlichen Buße und des Königsbanns eingeschärft, daß Zölle nur „nach der alten Gepflogenheit" und an den alten Zollstätten eingehoben, daß nicht neue Abgaben oder schon verbotene Zölle gefordert, nicht neue Zollstätten errichtet werden durften, und daß jene, die nicht von alters her bestanden, zu beseitigen seien. Jeder Kaufmann ist gehalten seine Waren auf dem Markt zu verkaufen, nur hier darf Handel getrieben werden. Damit war auch der Markt- zwang gegeben. Aus Deutsche Geschichte unter den Karolingern von E. Mühlbacher. 152. Einfluß der Kreuzzüge auf den Handel. Die Erschließung des Orients durch die Kreuzzüge bildet einen Markstein in der Entwicklung des Handels. Indem die Scharen des Abendlandes sich in die arabische Welt eindrängten und in ihr fest- setzten, war die unmittelbare Verbindung an vielen Stellen ge- wonnen und das griechische Reich, der bisherige Vermittler mit dem Osten, wurde zurückgedrängt, ja eine Zeitlang als selbständige Macht so gut wie aufgehoben; aber auch nach feiner Wiederherstellung erlangte es die alte Kraft nicht zurück. Der Löwenanteil am all- gemeinen mittelländischen Handel aber fiel den italienischen See- städten zu, neben Genua und Venedig anfangs auch noch Pisa, das dann aber seit der Niederlage von Maloria (1289) zurücktrat. Um so größer war der Gewinn der beiden anderen Handelsrepubliken. Die Abendländer übernahmen infolge der Kreuzzüge einen großen Teil der orientalischen Bedürfnisse und der Luxus, den die arabische Welt ausgebildet hatte, ging auf ihre westlichen Feinde über. So treffen wir jetzt unter den nach dem Abendland importierten Handels- artikeln den ostasiatischen Rhabarber, den tibetanischen Moschus, den indischen Pfeffer, Zimmt, Muskat, Aloe, Kampfer, Elfenbein, arabische und lydische Datteln und arabischen Weihrauch, dazu Südfrüchte, Öle, Baumwolle und Zucker, Seide, Glas, Farbstoffe und vieles andere. In den neuentstandenen Kreuzfahrerstaaten aber errichteten nun die Venezianer wie Genuesen allerorten — in Antiochien, Haifa, Sidon, nicht minder in Jerusalem — ihre Handels- faktoreien, für die sie mannigfache Privilegien, besonders eigne Gerichtsbarkeit erstrebten und erlangten. Auch eigne Kirchen er- standen, die venezianischen meist dem Schutzpatron der Stadt, dem Evangelisten Markus gewidmet. Die reichste und wichtigste der syrischen Kolonien der Markus- stadt erstand in Tyrus, wo sie ein volles Stadtdrittel mit ausgedehnten Fabriken und mehreren großen Kirchen inne hatte. Diese Stadt sowie Akkon wurden schon früh Hauptplätze eines großen Tausch-

6. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 48

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
f 48 23. Vertrau auf Gott, er hilft in jeder Not! Der Dreißigjährige Krieg verheerte nun schon seit 20 Jahren unser armes Vaterland durch Raub, Mord und Brand von einem Ende zum andern; Städte und Dörfer waren zu Hunderten ver- wüstet und verlassen von den Bewohnern, die mit dem Vieh in die Wälder geflohen waren um sich vor den räuberischen Händen der gottlosen Landsknechte zu retten. Unter solchen Verhältnissen und bei der Unsicherheit der Straßen in allen Ländern war es kein Wunder, daß der Handel stockte und vorzüglich der Betrieb ins Innere von Deutschland gelähmt war. Das fühlte man auch im Kontor des Herrn Hermann Gruit, da schon seit längerer Zeit viel seltener und weniger bepackt die Saumrosse und Frachtwagen vor- dem Hause hielten, und drinnen war es oft wochenlang so still wie irr einer Kirche, während es sonst manchen Tag in urrd vor dem Hause fast so lebhaft herging wie auf dem großen Markt. Da ge- schah es eines Morgens, daß Herr Jansen im Kontor lange den Kopf schüttelte und dann noch länger gedankenvoll von seinen Briefen weg hinauf an die braun getäfelte Zimmerdecke so anhaltend schaute, als wollte er die Fliegen oben zählen; dann tunkte er sechs- nral hintereinander mit seinem Schwanenkiel in das große silberne Tintenfaß, stampfte die übervolle Feder gewaltig ans den Tisch und machte dadurch den vor ihm liegenden angefangenen Brief, von oben bis unten mit Tintenflecken marmoriert, auf einmal fertig. Herr Hermann, ihm gegenübersitzend, fuhr fast erschrocken vom Sitz auf und sagte: „Ei, Jansen, haben wir denn heute St. Veits- tag oder seid Ihr, vielleicht zum ersten Male in Euerem Leben, so früh schon in den Ratskeller geraten und habt von einem spa- nischen Fäßlein gekostet?" „Nein, Herr," antwortete Jansen mürrisch, „aber so gehbs nimmer; bei uns in Deutschland isüs aus mit den: Gewinn auf gewöhnlichem Wege bei dem verwetterten Kriege. Was hilft uns unser großes Schiff, das immer an der Küste wie eine Schnecke sich hinwindet um uns die sündteuren Waren von den geizigen Mynheernz aus Holland herbeizuholen? Wir müssen zwanzigfach bezahlen, was wir einfach aus der ersten Hand haben könnten von ihren Nachbarn, den Engländer::, und in Amerika selbst. Gebt :nir auf ein Jahr das Schiff und so viel Geld und Nürnberger Waren als möglich und laßt mich nach der Neuen Welt fahren; Ihr wißt, der alte Jansen war schor: zweimal dort und versteht den Kram. Zwar der alte Herr war auch immer ängstlich und meinte, es lasse sich ja ohne großes Wagnis schon bei uns etwas gewinnen; aber das ist nun anders geworden, darum muß marüs anders treiben." Dann standen die beiden Herren auf, gingen im *) Myn Heer (d. h. mein Herr) ist die bei den Holländern übliche Anrede — daher hier als spottende Bezeichnung der ganzen Handelsnation.

7. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 239

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
110. Worte Kaiser Wilhelms Ii. über Deutschlands Weltstelluttg u. Seemacht. 239 der Freude zu: „Heil ihnen — Heil ihm, Wilhelm dem Siegreichen, dem Schirmherrn des geeinigten Deutschlands!" F. Otto. 116. Worte Kaiser Wilhelms U. über Deutschlands Well- stellunq und Seemacht. Nach dem Stapellauf des Linien- schiffes „Kaiser Karl der Große" in Hain- burg hielt Kaiser Wilhelm bei dem ihm von der freien Stadt Hamburg im pracht- vollen Kaisersaale des Rathauses ge- gebenen Festmahl folgenden Trinkspruch: Es gereicht mir zur besonderen Freude an dem heutigen histo- rischen Gedenktage wieder in Ihrer Mitte weilen zu können. Ich fühle nüch gleichsam erfrischt und neu gestärkt, so oft ich von den Wogen des frisch sprudelnden Lebens einer Hansastadt umspult werde. Es ist ein feierlicher Akt, dem wir soeben beigewohnt habet:, als wir ein neues Stück schwimmender Wehrkraft des Vaterlandes seinem Element übergeben konnten. Ein jeder, der ihn mitgemacht hat, wird wohl von dem Gedanken durchdrungen gewesen sein, daß das stolze Schiff bald seinem Berufe übergeben werden könne; wir bedürfen seiner dringend und bitter not i ft uns e i it e starke deutsche Flotte. Sein Name erinnert uns an die erste glanzvolle Zeit des alten Reiches und seines mächtigen Schirmherrn. Und auch iu jene Zeit fällt der allererste Anfang Hamburgs, wenn auch nur als Aus- gangspunkt für die Mifsionstütigkeit im Dienste des gewaltigen Kaisers. Jetzt ist unser Vaterland durch Kaiser Wilhelm den Großett neu geeint und im Begriff sich nach außen hin herrlich zu entfalten. Und gerade hier inmitten dieses mächtigen Handelsemporiums empfindet man die Fülle und Spannkraft, die das deutsche Volk durch feine Entschlossenheit seinen Unternehmungen zu verleihen imstande ist. Aber auch hier weiß man es am höchsten zu schätzen, wie notwendig ein kräftiger Schutz und die unentbehrliche Stärkung unsrer Seestreitkräfte für unsre auswärtigen Interessen sind . . . Blicken wir um uns her! Wie hat seit einigen Jahren die Welt ihr Antlitz verändert! Alte Weltreiche vergehen und neue sind im Erstehen begriffen. Nationen sind plötzlich im Gesichtskreis erschienen und treten in ihren Wettbewerb mit ein, von denen kurz zuvor der Laie noch wenig bemerkt hatte. Ereignisse, die umwälzend wirken auf dem Gebiete internationaler Beziehungen sowohl wie auf dem Gebiete des national-ökonomischen Lebens der Völker und die

8. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 83

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
48. Vom Lesen und von den Büchern. Der schwedische Dichter Strindberg sagt einmal: „Das Lesen ist eine besondere Art von Faulheit." Damit hat er zweifellos das Lesen sehr vieler Menschen richtig gekennzeichnet. Viele wollen weiter nichts als mit einem Buch die Zeit totschlagen; für diese haben Bücher wenig Zweck. Wer aber zu vergleichen weiß, was er erlebt und was er liest, und wer aufs Leben anzuwenden ver- steht, was ihm Bücher sagen, dem helfen sie wie gar nichts andres das Leben zu begreifen und das Leben zu meistern und er kann die schönsten Freuden aus ihnen gewinnen, die es gibt. Denn die Bücher haben uns all die Jahrhunderte her das Beste aufgehoben, was die klügsten und edelsten Menschen gefühlt und gedacht, entdeckt und ersonnen haben. Manche Bücher lesen wir um daraus zu lernen: Bücher aus der Heimat und Fremde, von Pflanzen, Tieren und Menschen; wie sie sind und was sie treiben — Bücher von den Menschen, wie sie früher waren und wie sie jetzt sind; was die Völker erlebt habeil in ihrer Geschichte, Bücher vom Kriege und vom Leben der Men- schen im Frieden, Bücher, in denen ein edler Mensch von seinem Leben erzählt oder in denen sein Leben von einem andern be- schrieben wird, Bücher von Reisen und Abenteuern, von alten und neuen Zeiten. Dann sind Bücher, an denen man sich erfreuen soll, die Lieder und Erzählungen der Dichter und Dichterinnen. Sie sind deshalb nicht etwa „unnütz". Wenn dir ein Butterbrot gut schmeckt, freut's dich auch, aber zugleich näbrls dich. Gerade so ist's bei 6*

9. Lesebuch für kaufmännische Schulen - S. 312

1912 - München [u.a.] : Oldenbourg
312 146. Begriff und Geschichte des Bankwesens. Uber das Bankwesen im Altertum sind nur spärliche Nach- richten vorhanden. Bei den Völkern mit stark entwickelten Handels- beziehungen (Phöniziern, Karthagern, Ägyptern) werden bank- ähnliche Einrichtungen nur vermutet; einigermaßen sichere Ur- kunden aus dem sechsten Jahrhundert v. Chr. hat man über das babylonische Bankwesen entdeckt. Dort soll das Bankhaus der Jgibi schon Darlehensgeschäfte gemacht haben, die denen unserer modernen Banken entsprechen. Im alten Griechenland spielten namentlich die Dra- pe z i t e n eine große Rolle. Ihr Entstehen wird auf das vierte Jahrhundert v. Chr. zurückgeführt. Im Gegensatz zu den Geld- wechslern nahmen sie nur Depositengelder an und dienten außerdem als Hinterlegungsstelle sowie zur Überweisung von Zahlungen. Auch die griechischen Tempel machten Bankgeschäfte. Sie nahmen Depositengelder an und verliehen diese auch wieder, wie man an- nimmt, gegen müßige Zinsen. Eine ganz ähnliche Entwicklung wie in Griechenland nahm das Bankwesen im alten Rom. Die Geschäfte der Trapeziten besorgten hier die argentarii, deren Existenz bis ins dritte Jahrhundert v. Eh. festgestellt worden ist. Die sich hauptsächlich mit dem Münz- wechsel befassenden Bankiers wurden nummutani genannt. Auch Darlehens- und Bürgschaftsgeschüfte wurden von den Bankiers gemacht. Hatte somit das Bankwesen im Altertum schon eine der da- maligen Entwicklung des Wirtschaftslebens entsprechend hohe Stufe erreicht, so zeigt sich nach der Völkerwanderung wieder ein erheblicher Rückgang. Das Geldwechseln bildete die einzige Tätig- keit der Bankiers und es verging die Zeit bis zu den Kreuzzügen, ehe sie dazu kamen Geld von Kunden aufzubewahren und Kredit zu geben. Durch die Entwicklung des Handwerks, großenteils infolge der Verbesserung der Werkzeuge, stieg der Gewinn und es wurde möglich Ersparnisse zu machen. Auch der Handel gewann an Aus- dehnung und der im Handel erzielte Gewinn wurde zum Ankauf neuer Waren benutzt, deren Verkauf wieder neuen Gewinn abwarf. Erst mit dieser Kapitalbildung trat das Bedürfnis hervor das er- sparte oder augenblicklich im Betriebe nicht zu verwertende Geld aufzubewahren. Das Bedürfnis nach Kredit wurde zunächst durch die Juden be- friedigt. Als aber in Italien der Handel eine gewaltige Entwicklung nahm, begannen allmählich auch die Geldwechsler sich damit zu befassen. In Genua betrieben die „Bancherii“ schon im zwölften Jahrhundert das Darlehensgeschäft für den Überseehandel. Das geschah in der Form, daß sie sich an den überseeischen Geschäften der
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